Mein Projektbegriff

Wesentliche Aspekte des Projektbegriffes sind für mich das Kriterium der Einmaligkeit und die in den meisten Fällen durch Projekte ausgelöste oder mitgestaltete Veränderung in der Organisation.

Ich orientiere mich an Definitionen aus DIN 69901: "Ein Projekt ist ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist (...)."; Projektmanagement ist demnach die "Gesamtheit von Führungsaufgaben, -organisation, -techniken und - mitteln für die Initiierung, Definition, Planung, Steuerung und den Abschluss von Projekten".

Im Projektbegriff steckt die implizite Botschaft, dass sich im Verlauf von Projekten immer wieder etwas ereignet, das nicht vorhergesehen / geplant werden konnte (Begriff der "Ungewissheit in Projekten"). Projektpläne sind daher für mich Leitplanken, an denen wir uns im Projektmanagement orientieren und die uns helfen, die Orientierung zu behalten sowie Abweichungen rechtzeitig zu erkennen, um Maßnahmen zu ergreifen; der Projektplan ist kein Wert an sich und der Grad der Detaillierung sagt alleine nichts über den Wert eines Plans aus.

Projektmanagement bedeutet für mich, ein Projekt zur Zufriedenheit des Auftraggebers und – soweit möglich – der sonstigen Stakeholder durchzuführen und ein Projektergebnis zu erzielen, dass Auftraggeber und Stakeholder nachhaltig zufriedenstellt. Das beinhaltet auch – und sogar sehr häufig -, dass es aufgrund von wachsender Erfahrung und sich ändernden Rahmenbedingungen zu Änderungen im Projektverlauf kommt. Das Bewältigen dieser Situationen erfordert Gespür, Intuition und analytische Fähigkeiten. In guter Zusammenarbeit sowie in der Bewältigung dieser Ereignisse sehe ich die eigentlichen Herausforderungen im Projektgeschäft. Projektmanagement beinhaltet für mich deshalb im Wesentlichen, folgende Spannungsfelder adäquat zu managen:

  • Klarheit in der Aufgabe und den Rollen und doch schnelle Reaktion auf vorher nicht erkennbare Situationen,
  • Effiziente und zielführende Arbeitsweise des Projektteams und doch stete Anpassung an Änderungsnotwendigkeiten,
  • Transparenz und Eskalation schwieriger Situationen bei gleichzeitiger Bereitschaft zu Verantwortungsübernahme und eigenständiger Arbeit im Team,
  • Notwendigkeit Kundenerwartung und -vorstellung zu erfüllen versus Machbarkeit im vorgegebenen Projektrahmen,
  • Führen einer temporären Organisation ohne disziplinarische Macht.

Häufig werden in Unternehmen Projektmanager daran gemessen, wie gründlich und detailgetreu sie die erlernten „harten“ Methoden aus dem Projektmanagement nutzen (Projektpläne, Kostenpläne, Status Reports, Controlling etc.). Diese Sicht teile ich nicht. „Harte“ Methoden sind auch für mich eine notwendige Grundlage im Projektmanagement, etwas, das jeder Projektmanager kennen und nutzen sollte. In welcher Ausprägung und Detaillierung sie dann aber zum Einsatz kommen, hängt vom Projekt und der Umgebung ab. Für den Projekterfolg sind darüber hinaus "weiche" Faktoren von entscheidender Bedeutung: Zusammenarbeit und Teamgeist, Effizienz und Effektivität in der Zielerreichung, Identifikation aller Beteiligten mit dem Projekt sind notwendige Erfolgsfaktoren. Dafür braucht es einen Projektleiter, der verantwortlich führt und nicht nur administriert, der gemeinsam mit allen Beteiligten Möglichkeiten auslotet und verhandelt und der allen am Projektbeteiligten das Gefühl von Kompetenz, gegenseitiger Offenheit und gemeinsamer Zielerreichung gibt.